02.09.2006 Memmingen Kaminwerk

Endlich!, Der Saisonauftakt diesmal in Memmingen. Nachdem für mich die Festivalsaision dieses Jahr eher ins Wasser gefallen ist war die Vorfreude um so grösser. Auf, rein ins Auto auf nach Memmingen. Hier kam diesmal vor allem die Schwarzkittelfraktion zum Zuge.

Die kurzfristig als Ersatz für Bloodflowerz eingesprungenen Lacrimas Profundere kannte ich leider nur von ihrem 1997er Album 'La naissance d'un reve' (ich weiss dass da ein ^ auf dem e fehlt) , damals noch mit Flöte und Sängerin. Entsprechend hochgesteckt waren dann meine Erwartungen. Schon zu beginn dann die Enttäuschung: Keine Geige, keine Flöte, keine Sängerin und der Sänger war nur geliehen. Insgesamt hatte das Ganze nicht mehr viel mit dem zu tun, was ich vor fast 10 Jahren von Lacrimas Profundere gehört habe. Schade. Hätte mich vorher mal Informieren sollen.

Nun geboten wurde also melodischer Gothic Rock der ganz langsamen Gangart mit erfreulich wenig 'Elektronik' wenn man mal von einigen wenigen von Band eingespielten Keyboardparts und einer ebenfalls sporadisch von Band eingespielten weiblichen Gesangslinie absieht. (Stimmt, die hatten ja mal ne Sängerin...)
Technisch bewegte sich das Ganze irgendwo auf dem Niveau 'gehobene Schülerband'. Obwohl der Aushilfssänger seine Sache eigentlich ganz ordentlich machte. Irgendwie erinnerte mich der Anblick mit Textbuch an Extrem-Growlkaraoke. (Verdammt, ich sollte das Patentieren lassen und in Japan verscherbeln, dann währe ich jetzt reich!) Nebenbei gab er sich, ganz Rockstar, stilecht mit Orangensaft aus dem Tetrapack die Kante. Wahrscheinlich war da Vodka drin. Kleiner Tipp vom Schädelstrolch: Das nächste Mal verschweigt ihr einfach dass euer richtiger Sänger Lungenentzündung hat, merkt ohnehin keiner. Diesem von ganzen Herzen: Gute Besserung!

Die Stimmung im Saal war demnach auch etwas gedämpft. Zum Einen hatte nicht nur ich andere Erwartungen von Lacrimas Profundere, zum Anderen ist natürlich langsamer Melodic-Gothic nicht unbedingt die Mucke zu der man ausflippt. Ob es den Schwarzkitteln gefallen hat ist schwer zu sagen, denn 'ein Goth hat keine gute Laune!' Nun immerhin haben einige im Gothic typischen 'zwei Schritte vor und zwei zurück' style zu Tanzen begonnen. Scheint bei denen wohl besser angekommen zu sein als bei mir.

Kleiner Gag am Rande:
Man stelle sich eine mit mehreren tausend Metalheads gefüllte Halle vor, in der gerade Slayer von der Bühne gegangen sind und die Meute nach mehr verlangt. Was wird dann gerufen? Klar! Slaaayyyeerr! Slaayyyeerr! -zap- So und nun die gleich Halle, der Gig war gut, nur sind diesmal Lacrimas Profundere von der Bühne gegangen. Was wird die Meute wohl rufen?
Hmmm, wahrscheinlich gab's deshalb keine Zugabe.

Alles in allem fand ich dass hier der Bandname programm war: Zum Heulen!

Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause, eigentlich gab es auch nicht viel umzubauen haben doch Lacrimas Profundere fast komplett mit der Technik von Crematory gezockt, kam mit Crematory dann doch noch Stimmung in die Halle. Schon nach der zweiten Nummer verschob sich die Metaller / Gothics verteilung merklich. Die Metaller drängten nach vorn, und die Gothics wurden mehr und mehr weiter nach hinten gedrängt. Und jetzt ging vorn der Punk ab. Hat sich doch tatsächlich noch ein Moshpit gebildet. Ich hab schon nicht mehr damit gerechnet. Juhuuu... ich Komme!!

Was das musiklische angeht war ich auf Crematory um längen besser vorbereitet. Dass es hier teilweise sehr 'elektrisch' zugeht war mir bekannt. Und mal ehrlich das passt bei Crematory wie die Faust aufs Auge. Etwa die Hälfte der Setlist war vom neuen Album und demnach auf Deutsch. Ist auf anhieb ein wenig ungewöhnlich hat aber seinen Reiz.

Apropos neues Album: Bringt man einige der darauf befindlichen Titel in eine andere Reihenfolge beschreibt das Ergebnis genau meinen Absturz vom Freitag:
HÖLLENBRAND
HOFFNUNGEN auf Schnaps
DER NÄCHSTE Schnaps
DER MORGEN DANACH
Das war DAS LETZTE MAL Ich mach's NIE WIEDER!
Ob das wohl absicht ist?

Spass beiseite, weiter im Text. Crematory präsentierten sich wirklich nicht als Kinder von Traurigkeit. Und Felix am Mikro, der nebenbei bemerkt durchaus auch als Aushilfsbuddah durchgehen würde gab sich alle Mühe. Dennoch reagierte der Grossteil der Anwesenden eher verhalten auf seine Aufforderungen mitzusingen. Aber das Thema hatten wir ja bereits: 'Ein Goth hat keinen Spass'.
Obwohl eine Gruppe Mädels mit szenetypischen 'Undercut' das anscheinend gerade vergessen hatten. Und an der textkenntnis lags wohl auch nicht. Hmmm, versteh ich nicht. Ich fand den Auftritt sehr überzeugend. Lediglich eine eher halbherzig dargebotene Coverversion von Slayer's reign in blood und das als Ausklang gewählte Spiegel meiner Seele das irgendwie nach 'Grönemayer für Arme klingt, hätten Crematory besser von der Setlist gestrichen. Dafür war, um bei Coverversionen zu bleiben, die Version von Sisters of Mercy's Temple of Love einfach brachial.

Doch 'tick tack,tick tack die Zeit vergeht' war der Auftritt nach gerade mal 80 Minuten vorbei. Schade. zu Kurz.

Was ganz Anderes. Jetzt gibt's schon wieder keine Fotos. Das muss sich ändern. Ich kauf mir ne Digicam. Versprochen.

Der Schädelstrolch